Naturerleben und Tourismus als Projekt interkommunaler Kooperation

Die Bedeutung des Fremdenverkehrs wird in Niedersachsen absehbar weiter zunehmen. Es wird häufiger und auch kurzfristiger verreist und es wird Wert gelegt auf Qualitäten der Reiseerfahrungen. Dass guter Service und Bequemlichkeit in der Kombination mit Erlebnis und Erkenntnisgewinn im wahrsten Sinne des Wortes naheliegend sein können, hat Niedersachsen auch abseits der traditionellen Urlaubsgebiete bereits gezeigt, so z.B. mit Fernradwanderwegen oder erfolgreichem Städtetourismus. Um in Zeiten des demographischen Wandels neue Perspektiven auf zu zeigen, steht auch die Verbesserung touristischer Infrastrukturen regelmäßig auf der Agenda regionaler Entwicklungskonzepte im ländlichen Raum.

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An der Innerste entwickelte sich eine erste Idee zu einem interkommunalen Radweg entlang der Innerste zunächst aus einer Perspektive des Naturschutzes und der Umwelterfahrung. Im Zuge der Sicherung eines europäischen Schutzgebietes entlang des Flusses, erörterten die beteiligten Naturschutzbehörden und –verbände auch Aspekte von Besucherlenkung und Besucherinformation. Damit soll vorrangig die Akzeptanz der Schutzausweisung und der damit verbundenen einschränkenden Bestimmungen verbessert werden.

Etwa zur gleichen Zeit führte das Netzwerk Kultur & Heimat Börde-Leinetal e.V das sozio-kulturelle Projekt „Dorfsichten“ in einem der Innerste-Dörfer durch. Dieses Projekt hatte die die Zielstellung, im gleichberechtigten und moderierten Dialog der Dorfgemeinschaft neue Zukunftsperspektiven zu erarbeiten. Die dokumentierten Erfahrungen dieses Projektes lieferten eine Blaupause für das aufziehende Vorhaben „Innerste-Radweg“.

Gespräche mit den Verwaltungen der an der Innerste anliegenden elf Gemeinden und Städte sowie der drei Landkreise zeigten, dass die Idee zur Einrichtung eines Innerste-Radweges ausreichend tragfähig war, um alle dahinter zu versammeln. Im Jahr 2007 konstituierte sich ein Arbeitskreis aus Vertretern der kommunalen Verwaltungen und aus dem Ehrenamt. In mehreren intensiven Sitzungen wurde das Projekt sehr phantasievoll aber auch mit dem notwendigen Praxisbezug ausgeleuchtet. Wichtige Fragestellungen betrafen die Routenführung und die Ausbaustandards, die Finanzierung und die Zuständigkeiten. Es wurden wesentliche Aspekte von Tourismus in Bezug auf die Region aufgezeigt und es wurde die Erkenntnis verdaut, dass die Einrichtung eines Innerste-Radweges einer gut abgestimmten und vernetzten Planung bedarf.

An dieser Stelle hätte man angesichts der großen Herausforderungen auch noch aussteigen können. Es hat aber niemand daran gedacht. Aus pragmatischen Gründen wurde die Umsetzungsphase dann in zwei untereinander kommunizierenden Arbeitskreisen angegangen. Die sehr praktischen Aufgaben, wie die beabsichtigte Trassenführung, die Wegestandards, die Ausbaustrecken und die Wegemarkierung wurden im Arbeitskreis der Kommunen mit der maßgeblichen Unterstützung des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs angegangen. Im Ergebnis entstanden hier ein umfängliches Kartenwerk ein Schilderkataster sowie ein Maßnahmeverzeichnis mit einer realistischen Kostenschätzung. Ein parallel tagender Arbeitskreis der sog. „Ortsältesten“ setzte sich aus ehrenamtlichen Vertretern aus den Ortschaften des Innerstetales und Mitarbeitern aus den Verwaltungen zusammen. Dieses Gremium erforschte den Markenkern des Innerste-Radweges. Um zu klären, welche Erlebniswerte das Innerstetal für Touristen haben könnte, wurde dieser Arbeitskreis selbst reisend und tagte an wechselnden Orten der Region. Freigelegt wurden tief reichende Erkenntnisse über Bewohner und Ortschaften, ihre Eigenarten und Traditionen, die landschaftlichen Besonderheiten, die Bauwerke und die Natur – kurzum ein solcher Schatz an landschaftsbezogenen Erkenntnissen, dass „Reichtum“ diesen nur unzulänglich zu beschreiben vermag.

Ein großer Verdienst dieses Arbeitskreises besteht darin, dass aufgrund seines Wirkens im Innerstetal inzwischen nachbarschaftliche Beziehungen zwischen den Ortschaften gepflegt werden. Schöpfend aus dem Schatzkästlein der Region initiierte das Netzwerkes Kultur & Heimat Börde-Leinetal e.V. unter der Flagge „Innerste-Blau“ ab 2010 in mehreren Ortschaften unvergessene Veranstaltungen wie z.B. die szenischen Aufführungen der Innerste-Novelle des Wilhelm Raabe an den wahrscheinlichen Original-Schauplätzen. Unter dem Motto „der König kommt“, wurden Picknicks veranstaltet oder Sänger- und Sommerfeste gefeiert – sehr zum Wohlwollen aller Beteiligten und natürlich seiner Majestät.

Auch jetzt noch hätten alle Beteiligten angesichts der großen Herausforderungen noch aussteigen können, zumal das Projekt „Innerste-Radweg“ wegen Finanzierungsfragen und hohem Verwaltungsaufwand tatsächlich ins Stocken geriet. Es war schließlich der Landkreis Hildesheim, der sich „den Hut aufsetzte“ und eine Verwaltungsvereinbarung aller 14 beteiligten Kommunen herbeiführte. Im Jahr 2013 konnte der Radweg von der Quelle der Innerste bei Buntenbock (Harz) bis zu deren Mündung bei Ruthe ausgeschildert werden. Daneben wurde eine Studie zum touristischen Potential des Vorhabens erstellt. Beides war Gegenstand der ZILE-Förderung des Amtes für Regionale Entwicklung. Im nächsten Schritt wurden in 2015 mit regionalem Sponsoring und Fördermitteln der BINGO-Umweltstiftung sowie dem EU-kofinanzierten Förderprogramm „Natur erleben“ 21 Rastplätze mit Informationseinrichtungen für Radler eingerichtet.

Nun ist der Innerste-Radweg in der Welt. Natürlich ist nicht alles so perfekt, wie es sich die vielen Akteure das einmal vorgestellt haben. Aber am Projekt wird weiter gearbeitet und Verbesserungen werden angestrebt. Mancherorts sollen noch Abschnitte des Innerste-Radweges in landschaftlich schönere Bereiche verlegt werden, an manchen Teilstrecken besteht genauso wie bei Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten noch Handlungsbedarf. Im nächsten Schritt wird jedoch zunächst eine gemeinsame professionelle Vermarktung umzusetzen sein. Der Innerste-Radweg wird sich bedarfsgerecht weiter entwickeln und bleibt so auch zukünftig für Überraschungen gut. Auch das gehört zu einer lebendigen Kultur dieser Region.

2 Responses

  1. Die Grünphase der Ampelanlage am Hohnsen ist für Familien mit kleinen Kindern viel zu kurz.
    Dadurch werden die Kinder stark verunsichert, weil die Ampel wieder auf rot springt.
    Es sollte die Grünphase deutlich verlängert werden, besonders am Wochenende.

  2. Der Weg vom Rest. Noah zum Freibad Jobad ist meiner Meinung nach in einem nichtbefahrbaren Zustand.
    Tiefe Löcher, Schlamm nach Regen und viele große Pfützen.
    Hier muß unbedingt eine für alle benutzungsberechtigten Fahrzeuge Abhilfe geschaffen werden.
    Eine Straße!!

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